Am Pilgerwegesrand: Pariser Straßenverkehr

Dem französischen Zentralismus sei Dank leben fast 19 Prozent der Einwohner Frankreichs (rund 12,5 Mio.) im Großraum Paris. In Paris selbst leben auf einer vergleichsweise kleinen Fläche rund 2,17 Mio. Menschen, was Paris zur am dichtesten besiedelten Großstadt Europas macht.

Und diese Menschenmassen müssen täglich zur Arbeit, zur Schule, etc. – die Touristen noch nicht eingerechnet.

Das macht es nicht unbedingt leicht. Zur Hilfe kommen aber die breiten Straßen, die im 19. Jhrdt. angelegt wurden. So sind mehrspurige Straßen in der Stadt möglich, um den Verkehr zu bewegen.

Mehrspurige Straßen in Paris?

Der geneigte Parisbesucher reibt sich ein wenig verwundert die Augen. Ja, auf den Straßen sind mehrere Spuren eingezeichnet. Aber diese sind nicht alle für den Autoverkehr gedacht. Genauer gesagt: Nicht mehr.

Seit Amtsantritt der grünen Bürgermeisterin Anne Hildago wird der motorisierte Individualverkehr konsequent zurückgedrängt. Bei mehrspurigen Straßen wird eine Spur für die öffentlichen Busse reserviert, womit sich die Autos auf einer Spur weniger knubbeln.

Oder sie nutzen halt doch einfach die Busspur, was dann problematisch wird, wenn tatsächlich ein Bus auftaucht.

Schlimmer aber noch als der kreative Fahrstil der Franzosen – den man ja schon irgendwie gewöhnt war – sind die neu angelegten Fahrradspuren, die die Fahrbahnen noch einmal verschmälern …

… und zudem für die Nutzer offensichtlich den Lizenz zum „Leute über den Haufen fahren“ beinhalten. Selten wurden wir so häufig und nachdrücklich darauf hingewiesen, beim Aussteigen aus dem Bus oder beim Überqueren der Fußgängerampel (bei Grün!) nur ja auf die Radfahrer zu achten (für die die Ampeln ja nicht gelten).

Die Warnung hat einen guten Grund: Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern hat deutlich zugenommen. Und auch wir können uns manches Mal nur durch einen mehr oder weniger galanten Hechtsprung in Sicherheit bringen.

Der Vollständigkeit halber seien noch die omnipräsenten Motorrad und motorisierten Tretrollen erwähnt, die sich durch jeden Stau durchschlängeln und den Autofahrer von links wie rechts überraschen. Aber das ist ja nichts Neues.

Für die Pariser selbst ist dieses Verkehrskonzept im Großen und Ganzen angenehm, da sie meist eh kein eigenes Auto haben und die neuen Möglichkeiten für die Fahrradfahrer schätzen.

Für Gruppenreisende wie uns ist es schon schwieriger, denn unser Bus darf zwar nach Paris kostenfrei reinfahren. Er darf aber nicht überall halten und das Halten zum Rein- und Rauslassen der Gruppe lässt sich die Stadt Paris teuer bezahlen. Das ist auch der Grund, warum wir vor allem die Metro nutzen – davon abgesehen, dass wir damit aus o.g. Gründen auch schneller sind.

Ebenfalls wenig Verständnis für diese Maßnahmen haben die vielen Pendler, die berufsbedingt nach Paris einfahren müssen. Die ganzen Maßnahmen verursachen viel Ärger, weswegen Anne Hildago auch den Namen „Notre Drame de Paris“ erhalten hat.

Uns Würzburgern kommt das Ganze irgendwie bekannt vor und wir können mit den Parisern und den Pendlern mitfühlen.

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten