Auf dem Heimweg

Nun sind wir aber endgültig zielstrebig auf dem Weg Richtung Unterfranken. Bei einer Raststätte hinter Verdun fällt uns dieses Schild an der Zapfsäule auf:

Tja, was in Deutschland Anfang Juni kommt, läuft in Frankreich schon seit April: der Tankrabatt. Wobei uns dieser effektiver als die deutsche Variante erscheint, denn hier kommt das Geld direkt bei den Autofahrern an und nicht bei den Mineralölkonzernen. Wir sind ein klein wenig neidisch.

Die letzten Kilometer sind der richtige Ort, um „Danke“ und „Vergelt’s Gott!“ zu sagen:

  • unserem Busfahrer, Sebastian (!) Dürrnagel (gell, Herr Domkapitular) für die umsichtige Fahrt, den Kaffee und überhaupt
  • Frau Lixfeld für die Organisation vor und während der Reise und natürlich
  • Domkapitular Bieber für die Idee, die Konzeption und vor allem die geistlichen Impulse, die dieser Fahrt wieder einmal zu einer ganz besonderen Fahrt gemacht haben – eben eine Caritas Pilgerreise.

Und so wundert es nicht, dass es auch dieses Mal am Ende der Reise heißt:
Und wohin geht es das nächste Mal?

Hinter dem Pilgerwegesrand: Achtung! Foto!

Den Finger immer am Auslöser … während der Fahrt wurden uns Bilder zugespielt, die wir nicht verheimlichen wollen … irgendwie müssen ja rund 1.300 Bilder zusammenkommen …

Moment!
Erwischt 🙂

Da muss ein Fehler passiert sein …

Reims

Freitag, 27. Mai Nach ereignisreichen Tagen in Paris und Umgebung, machen wir uns heute auf den Nachhauseweg. Dabei kommen wir an Reims vorbei. Keine Frage, dass wir hier Halt machen und die Kathedrale, Notre-Dame de Reims, besuchen.

Das beeindruckende Gotteshaus ist heute die Kathedrale des Erzbistums Reims. Sie ist mit rund einer Million Besuchern im Jahr einer der Hauptanziehungspunkte der Champagne.

Der erste Kirchenbau entstand bereits im 5. Jahrhundert auf den Überresten gallo-römischer Thermen. Es bestand seit karolingischer Zeit eine bedeutende Domschule. Der bekannteste Lehrer war der Mathematiker Gerbert von Aurillac, weitere waren der Gründer der Kartäuser Bruno von Köln, Lotulf von Novara und Alberich von Reims.

Der Überlieferung nach der hl. Remigius gegen Ende des 5. Jahrhunderts als Bischof von Reims den Frankenkönig Chlodwig I. getauft und mit einem vom Himmel herab gesendeten Öl gesalbt. Daraus leitete der Reimser Erzbischof das Recht ab, in seiner Kathedrale jeden neuen König von Frankreich krönen und salben zu können. Als Krönungskirche fast aller französischen Könige symbolisierte die Kathedrale die enge Verbundenheit zwischen Monarchie und Kirche. Seit die Dritte Republik die Trennung von Staat und Kirche durchgesetzt hat, steht die Kathedrale von Reims gleichzeitig symbolhaft für die französische Nation.

Umso schmerzhafter war es daher, dass die Deutschen gleich zu Beginn des ersten Weltkriegs dieses bedeutende gotische Bauwerk bewusst bombardierten und schwer beschädigten, um die französische Moral zu brechen. Ein weiterer Baustein, die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ zu zementieren. Bewusst legten daher Charles de Gaulle und Konrad Adenauer gerade hier den Grundstein für die deutsch-französische Freundschaft, indem sie gemeinsam eine Messe in der Kathedrale besuchten.

Auch in Reims beeindrucken wieder die wunderbaren Glasfenster. Die ursprünglichen Fenster aus dem 13. Jahrhundert wurden von den Deutschen zerstört. Im Laufe der Zeit wurden sie ersetzt, gestaltet durch zeitgenössische Künstler.

Bekannt sind vor allem die Chagall-Fenster in der Achsenkapelle

Baum Jesse
Szenen aus dem Alten und Neuen Testament
Wichtige Ereignisse der Stadt Reims

In der Kapelle halten wir unsere Andacht zum Abschluss der unserer Pilgerfahrt auf den Spuren des hl. Vinzenz von Paul und der hl. Luise von Marillac.

Ausgehend von der biblischen Botschaft des Festtages Christi Himmelfahrt (Lesung aus der Apostelgeschichte und Lukas-Evangelium) erinnert Domkapitular Bieber an den Taufbrunnen im Würzburger Dom aus dem 13. Jahrhundert. Dort ist sehr anschaulich die Himmelfahrt Christis dargestellt. Oben sind gerade noch ein Teil der Beine und die Füße Jesu zu sehen, die in den Wolken entschwinden. Unten sind auf der Erde am Boden die Fußspuren Jesus zu erkennen.

Mit diesem Bild ruft Domkapitular Clemens Bieber noch einmal die Stationen unserer Fahrt in Erinnerung. Die vielen kunstvoll gestalteten Gotteshäuser erinnern seit Jahrhunderten an die Glaubensbotschaft. Mehr noch prägt sich den Menschen das Zeugnis für die Menschenfreundlichkeit, die Liebe und das Erbarmen Gottes ein durch die Zuwendung und Hilfe, die durch Vinzenz von Paul und Louise von Marillac angestoßen wurde.

Die Andacht in der Kathedrale von Reims endet mit dem Gebet um eine glaubwürdige Kirche in unseren Tagen und dem Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“, in dem es u.a. heißt: „Auf Zion hoch gegründet / steht Gottes heil‘ge Stadt, / dass sie der Welt verkündet, / was Gott gesprochen hat. / Herr, wir rühmen dich, / wir bekennen dich, / denn du hast uns bestellt / zu Zeugen in der Welt.“

Dazu erhält jeder Mitreisende eine Karte mit einem vom Malerpfarrer Sieger Köder gestalten Pfingstbild: Wie damals in Jerusalem gehen Fenster und Türen auf und Christen unterschiedlicher Generationen bezeugen vor der Welt ihren Glauben. „Heute kommt es auch auf uns – als Caritas der Kirche – an, dass die Menschen erfahren, dass Gott ihnen nahe ist und alle ihre Wege begleitet mit seiner Liebe.

Ebenfalls weltberühmt ist der sog. „lächelnde Engel“ am Westportal. Die Figur stammt aus dem 13. Jahrhundert. Berühmt wurde die Figur, weil sie durch ein herabstürzendes brennendes Gerüst nach einem Bombenangriff im ersten Weltkrieg geköpft wurde und der Kopf beim Sturz aus über vier Metern Höhe in viele Stücke zerbrach. Bilder von der zerstörten Figur gingen um die Welt und sie wurde zum Symbol für die „deutsche Barberei“. Da es einen Abguss des Originals gab, konnte der Kopf aus den Originalstücken und Ergänzungen wieder zusammengesetzt werden.

Heute ist der Engel vor allem wegen seines scheinbar spitzbübischen Lächelns berühmt. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein schadenfrohes Grinsen. Es ist vielmehr „hilaritas“, was sich in etwa mit „Frohsinn“ oder „Heiterkeit“ übersetzen lässt. Im religiösen Kontext bedeutet es Glückseligkeit. Der Engel von Reims strahlt eine entzückte Glückseligkeit aus, denn als himmlisches Wesen schaut er die Herrlichkeit Gottes. Er gibt den Betrachter einen Vorgeschmack auf das, was ihn am Ende aller Tage erwartet, wenn in das himmlische Jerusalem einziehen darf.

Mit diesem Lächeln werden wir aus Reims verabschiedet – einer Stadt, die unter den Deutschen viel zu leiden hatte und die symbolhaft dafür steht, dass Frieden und Versöhnung möglich sind, wenn beide Seiten aufrichtig um Vergebung bitten und Vergebung gewähren.

Am Pilgerwegesrand: Armut in Paris

Viel Schönes haben wir in diesen Tagen in Paris gesehen. Eines lässt sich aber nicht übersehen, vor allem nicht für Caritaspilger: Die große Zahl an Obdachlosen. 😢

Verena bestätigt unseren Eindruck, dass es wirklich sehr (!) viele Obdachlose gibt. Im Französischen werden Obdachlose „Clochard“ genannt. Damit verbunden ist aber ein eher romantisierendes Bild eines Menschen, der sein bürgerliches Leben zugunsten der „großen Freiheit“ aufgegeben hat.

Mit Romantik hat die Situation der Obdachlosen heute allerdings überhaupt nichts zu tun. Und die Pandemie hat die Situation noch verschärft.

An vielen Ecken sieht man diese kleinen Zelte. Eine Organisation gibt sie an die Obdachlosen aus, damit sie wenigstens vor Wind und Wetter geschützt sind und etwas Privatsphäre haben.

Uns stimmt dieser Anblick sehr nachdenklich. Teilnehmer berichten, dass ihnen auch in Würzburg aufgefallen ist, dass die Zahl der Obdachlosen, die sie morgens auf dem Weg vom Bahnhof zum Caritashaus sehen, seit der Pandemie zugenommen hat.

Es gibt auch heute viel zu tun für die Nachfolger des hl. Vinzenz von Paul und der hl. Luise von Marillac!

Versailles: Absolutismus pur

Donnerstag, 27. Mai Am letzten Tag unseres Parisaufenthaltes besuchen wir eines d e r Wahrzeichen Frankreichs: Versailles, das Schloss Ludwig XIV. In ganz Europa wurde versucht, diesem Schloss nachzueifern, Würzburg inklusive.

Auf dem Weg nach Versailles zunächst ein ungewohnter Anblick: Leere Straßen in Paris!

Auch am Triumphbogen gähnende Leere!

Auch in Paris ist Christi Himmelfahrt ein Feiertag und da viele Schulen den Freitag als Brückentag gewählt haben, haben viele Pariser bereits am Mittwochnachmittag die Stadt verlassen, um die freien Tage auswärts zu verbringen. Und der Rest liegt offensichtlich noch im Bett.

Wir freien uns über die freie Fahrt und kommen nach einer guten halben Stunde in Versailles an.

Ursprünglich war Versailles ein Jagdschloss Ludwig XIII. gewesen. Ludwig XIV. erweiterte es zunächst und erklärte Versailles dann 1677 zu seiner Residenz. Diese Entscheidung hatte mehrere Gründe.

Nach dem Tod Ludwig XIII. war Ludwig XIV. noch zu jung, um direkt den Thron zu besteigen. Die Regentschaft seiner (österreichischen) Mutter Anna und des (italienischen) Kardinals Mazarin stieß zunehmend auf Widerstand. Adel und Parlament wollten die momentane Schwäche der Monarchie nutzen, um sich alte Rechte, die ihnen unter Ludwig XIII. beschnitten worden waren, wieder zu sichern. Darüber hinaus fühlten sich die Franzosen fremdregiert. Es kam zum Aufstand, der sog. fronde. Die königliche Familie musste bei Nacht und Nebel fliehen und lebte unter ärmlichen Umständen auf einem Landschloss. Dieses Erlebnis prägte den damals gerade zehnjährigen Ludwig XIV. und er konnte sich nie für Paris erwärmen. An Versailles, das Jagdschloss seines Vaters, hatte er hingegen gute Erinnerungen.

Den endgültigen Anstoß für den Bau der Residenz außerhalb der Hauptstadt lieferte wahrscheinlich der damalige Finanzminister Nicola Fouquet. Dieser hatte durch Finanztricksereien ein immenses Vermögen angehäuft, beging aber den Fehler, auf seinem aufsehenerregendem Schloss Vaux-le-Vicomte ein rauschendes Fest zu geben und den König dazu einzuladen.

Ludwig XIV. hatte schon länger den Verdacht gehabt, dass Fouquet den Staatshaushalt betrog und entsprechende Ermittlungen eingeleitet. Der demonstrativ zur Schau getragene Reichtum erregte den Zorn des Königs und zugleich kamen böse Erinnerungen an die Fronde hoch. Wenige Tage nach dem Fest wurde Fouquet verhaftet und in einem von zahlreichen Verletzungen von Verfahrensregeln durchzogenen Gerichtsverfahren zur Verbannung verurteilt. Ludwig XIV. wandelte das Urteil in lebenslange Haft um, da er befürchtete, dass Fouquet aus der Verbannung heraus politisch tätig werden könnte. Die nächsten knapp 20 Jahre verbrachte Fouquet in wechselnden Gefängnissen, bis er schließlich starb.

Ludwig XIV. hingegen beauftragte die Meister, die seinerzeit das Schluss Vaux-le-Vicomte gebaut hatten, mit der Umgestaltung von Versailles, wobei Bedingung war, dass das ursprüngliche Jagdschloss erhalten bliebe. Dieses bildet auch heute noch das Zentrum der Anlage und ist der Grund, warum die Frontseite von Versailles in Backstein gehalten ist, obwohl diese Bauweise zur Zeit der Umgestaltung nicht mehr üblich war.

1682 verfügte Ludwig XIV., dass der Adel nach Versailles ziehen musste und verkündete „L’État c’est moi.“ Damit hatte der König den Adel entmachtet, eine Wiederholung der Fronde war nicht mehr möglich, da Ludwig XIV. die Aristokratie in Versailles im Blick hatte.

Die Adeligen wurden für den politischen Machtverlust mit rauschenden Festen entschädigt. Ohne tatsächliche Aufgabe führte die Aristokratie im Laufe der Zeit allerdings ein immer dekadenteres Leben für das die einfachen Leute aufkommen musste, was rund 100 Jahre später mit zur Französische Revolution führen sollte.

Zwischenzeitlich wohnten rund 1.000 Personen in Versailles. Das Schloss ist zwar groß, aber dennoch kann man sich vorstellen, dass die Wohnungen der Adeligen von überschaubarer Größe gewesen sein dürften.

Ausreichend Platz hatten neben dem König und der Königin die Mätressen des Königs und dessen Kinder. Viele Einrichtungsgegenstände wurde während der Französischen Revolution oder später verkauft. Manche wurde (z.T. sehr teuer) später wieder zurückgekauft. Im Übrigen wurde das Mobiliar ergänzt.

Die Figuren stellen die vier Tageszeiten dar.

Die damalige Mode war nur mäßig praktisch. Auch der nachfolgende Stuhl war nicht zum Sitzen gedacht, sondern zum darauf seitlich Knien, um auf diese Weise an Brett- oder Kartenspielen teilnehmen zu können. Aus einer normalen Sitzposition wäre die Damen Dank der ausladenden Kleider nicht an den Tisch gekommen. Gut, dass sich nicht jeder Modetrend wiederholt ….

In diesem Flügel wohnten die Töchter und Mätressen des Königs. Königstochter zu sein klingt besser, als es tatsächlich war. Da die Erbfolge über die männliche Linie lief, waren Töchter eher nebensächlich, da sie vor allem Kosten verursachten (Stichwort: Mitgift – es kann ja nicht jeder so geschickt im Hochzeitsgeschäft unterwegs gewesen sein wie Österreich…). Besagte Madame Victoire, eine Tochter Ludwig XV., war z.B. zunächst unter dem Namen „5. Madame“ bekannt- man nummerierte die Töchter der Einfachheit erst einmal durch. Die Kindheit verbrachten weniger wichtige Kinder in der Regel in Klöstern und durften erst später (wenn überhaupt) an den Hof. Madame Victoire kam mit 15 Jahren nach Versailles.

Kinder von Mätressen wurden mitunter vom König anerkannt. Dann war ihnen Vermögen und gesellschaftlicher Status sicher.

Nach Ludwig XIV. die bekanntesten und auch letzten Bewohner von Versailles: Ludwig XVI. und Marie Antoinette.

Schlafzimmer von Marie Antoinette.

Die Schlosskirche

Ein für die deutsch-französische Geschichte bedeutsamer Raum ist der Spiegelsaal (Spiegelgalerie) in Versailles. Hier fand nach Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1871 die Kaiserproklamation statt, mit der das Deutsche Reich gegründet wurde. Für das französische Volk war dies eine Provokation sondergleichen, die die „Erbfeindschaft“ zwischen den Deutschen und Franzosen noch einmal befeuerte.

Folgerichtig wählten die Franzosen den Spiegelsaal zur Unterzeichnung des Friedensvertrags nach Beendigung des 1. Weltkriegs, um Deutschland zu demütigen.

Heute ist der Saal vor allem eines: voll.

Zeit, an die frische Luft zu gehen.

Die dem Garten zugewandte Fassade der Schlosses sieht ganz anders aus, als die Frontseite: Ludwig XIV. ließ das ursprüngliche Jagdschloss seines Vaters mit einer Art Mantel umbauen, der dann dem aktuellen Baustil entsprach.

Verena erläutert uns die Anlage, von der wir aufgrund der Größe nur einen Teil besichtigen werden können, zumal wir zu Fuß unterwegs sind. Die Bewohner von Versailles ließen sich in Kutschen durch den Park bringen. Natürlich.

Wir sind zur Sommerzeit da, wenn die Wasserspiele im Dienst sind. Das kostet natürlich extra Eintritt, allerdings ist der Garten groß mit vielen (!) Brunnen (um genau zu sein: 2.000) und der Unterhalt ist nicht günstig.

Das war zur Zeit Ludwig XIV. nicht anders. Hinzukam, dass es nicht ganz einfach war, den für die Wasserspiele erforderlichen Wasserdruck zu erreichen. So waren die Brunnen im Sommer nicht durchgängig an, sondern wurden erst dann betätigt, wenn der König sich näherte – um gleich wieder abgestellt zu werden, wenn er vorbei war.

Die Brunnen waren natürlich nicht einfach nur Brunnen. Sie waren auch Ausdruck des Selbstverständnisses des Königs. Oder eine freundliche Warnung an Aristokraten, die mit den politischen Verhältnissen vielleicht nicht ganz einverstanden waren. So stellt der Latonabrunnen im Zentrum des Petit Parcs eine Szene aus der griechischen Mythologie dar.

Leto war eine Geliebte des Göttervaters Zeus und gebar von ihm die Zwillinge Artemis und Apollon. Hera war eifersüchtig und versuchte mit allen Mitteln, die Geburt zu verhindern. Nach dennoch erfolgreicher Geburt verboten Bauern Leto, die weiterhin auf der Flucht war, aus einem See zu trinken. Zur Strafe wurden sie in Frösche verwandelt. Die am Brunnen dargestellte Szene zeigt den Moment der Verwandlung – eine Anspielung auf das Schicksal der rebellischen Adligen zur Zeit der Fronde.

Andere Brunnen zeigen die vier Jahreszeiten.

Als unterfränkische Gruppe spricht uns der Herbst besonders an.

Den pädagogischen Ansatz in Sachen „übermäßiger Weinkonsum“ nehmen wir zur Kenntnis. 😊🍷

Und hier gibt es einfach nur ein wunderbares Wasserspiel:

Mit Musik ist das Ganze noch schöner:

Der Garten hat aber nicht nur Springbrunnen zu bieten. Versteckt hinter einem kleinen Wäldchen befindet sich tatsächlich ein „Ballsaal“!

Ludwig XIV. liebte Musik, liebte den Tanz und war selbst ein sehr guter Tänzer. Am Abend erleuchteten Lichter das Rund, Wasserfälle begleiteten die Musik und der König tanzte mit den Tänzern – bis man ihm zu verstehen gab, dass sich so etwas für einen König nicht ziemte.

Der Park hält immer wieder interessante Perspektiven bereit.

Lange Zeit kein Gruppenfoto gemacht! 🙂

Nun geht es aber langsam zurück.

Ein letzter Blick auf den Park.

Und dann schließt sich das Tor von Versailles hinter uns.

Wobei: Versailles ist ja nicht nur das Schloss, sondern eine eigene kleine Stadt mit viel Charme.

Charmant sind auch die Müllboxen, die zum Müllsammeln und -trennen animieren sollen.

Weniger charmant sind die fliegenden Händler, die versuchen vor der Abfahrt ihre Waren bei uns loszuwerden. Auch hier hat die Pandemie ihre Wirkung gezeigt: Nach mageren zwei Jahren muss dringend Umsatz gemacht werden.

Wir machen uns aber auf den Rückweg und kommen dabei an manch bereits bestens bekannten Bauwerk vorbei:

Bei den Menschenmassen sind wir froh, dass wir bereits am Montagabend auf dem Eiffelturm waren und nicht wie ursprünglich geplant an diesem Nachmittag.

Am Ende der Busfahrt heißt es Abschied nehmen von unserer Gästeführerin Verena, die uns ganz wunderbar die letzten Tage in Paris und Umgebung begleitet und sich vor allem auf unser etwas ungewöhnliches Programm eingelassen hat. Es waren sehr schöne Tage und wir haben eine Menge über Stadt, Land und Leute erfahren! Wir bedanken uns mit einem Bocksbeutel unseres Jubiläumsweins und unserer Caritas Kaffeetasse – mit Spezialteebeuteln, versteht sich.

Un grand merci et à bientôt, Verena! 🙋🏻‍♀️

Savoir Shopping – die Galeries Lafayette

Beim Weg von der Rue de Sèvres zur Rue du Bac sind wir an einem d e r Pariser Kaufhäuser vorbeigekommen, dem Bon Marché. Nach der Rückkehr aus Chartres nutzen viele von uns den freien Nachmittag, um die Galeries Lafayette zu besuchen, das zu den ältesten Kaufhäusern Frankreichs zählt und vor allem wegen seine Jugendstilarchitektur bekannt ist.

Und in der Tat: Die große Glaskuppel ist beeindruckend.

So manch einer findet hier seinen neuen Lieblingsanzug

Auch die Taschen können sich sehen lassen…

Von der Dachterrasse hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt.

Die Rückseite der Pariser Oper mit dem Eiffelturm im Hintergrund.
Sacré-Coeur am Montmartre

Für die Wetterfesten gibt es die French Open.

Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir an einigen hübschen Passagen vorbei.

Am Pilgerwegesrand: Pariser Straßenverkehr

Dem französischen Zentralismus sei Dank leben fast 19 Prozent der Einwohner Frankreichs (rund 12,5 Mio.) im Großraum Paris. In Paris selbst leben auf einer vergleichsweise kleinen Fläche rund 2,17 Mio. Menschen, was Paris zur am dichtesten besiedelten Großstadt Europas macht.

Und diese Menschenmassen müssen täglich zur Arbeit, zur Schule, etc. – die Touristen noch nicht eingerechnet.

Das macht es nicht unbedingt leicht. Zur Hilfe kommen aber die breiten Straßen, die im 19. Jhrdt. angelegt wurden. So sind mehrspurige Straßen in der Stadt möglich, um den Verkehr zu bewegen.

Mehrspurige Straßen in Paris?

Der geneigte Parisbesucher reibt sich ein wenig verwundert die Augen. Ja, auf den Straßen sind mehrere Spuren eingezeichnet. Aber diese sind nicht alle für den Autoverkehr gedacht. Genauer gesagt: Nicht mehr.

Seit Amtsantritt der grünen Bürgermeisterin Anne Hildago wird der motorisierte Individualverkehr konsequent zurückgedrängt. Bei mehrspurigen Straßen wird eine Spur für die öffentlichen Busse reserviert, womit sich die Autos auf einer Spur weniger knubbeln.

Oder sie nutzen halt doch einfach die Busspur, was dann problematisch wird, wenn tatsächlich ein Bus auftaucht.

Schlimmer aber noch als der kreative Fahrstil der Franzosen – den man ja schon irgendwie gewöhnt war – sind die neu angelegten Fahrradspuren, die die Fahrbahnen noch einmal verschmälern …

… und zudem für die Nutzer offensichtlich den Lizenz zum „Leute über den Haufen fahren“ beinhalten. Selten wurden wir so häufig und nachdrücklich darauf hingewiesen, beim Aussteigen aus dem Bus oder beim Überqueren der Fußgängerampel (bei Grün!) nur ja auf die Radfahrer zu achten (für die die Ampeln ja nicht gelten).

Die Warnung hat einen guten Grund: Die Zahl der Unfälle mit Radfahrern hat deutlich zugenommen. Und auch wir können uns manches Mal nur durch einen mehr oder weniger galanten Hechtsprung in Sicherheit bringen.

Der Vollständigkeit halber seien noch die omnipräsenten Motorrad und motorisierten Tretrollen erwähnt, die sich durch jeden Stau durchschlängeln und den Autofahrer von links wie rechts überraschen. Aber das ist ja nichts Neues.

Für die Pariser selbst ist dieses Verkehrskonzept im Großen und Ganzen angenehm, da sie meist eh kein eigenes Auto haben und die neuen Möglichkeiten für die Fahrradfahrer schätzen.

Für Gruppenreisende wie uns ist es schon schwieriger, denn unser Bus darf zwar nach Paris kostenfrei reinfahren. Er darf aber nicht überall halten und das Halten zum Rein- und Rauslassen der Gruppe lässt sich die Stadt Paris teuer bezahlen. Das ist auch der Grund, warum wir vor allem die Metro nutzen – davon abgesehen, dass wir damit aus o.g. Gründen auch schneller sind.

Ebenfalls wenig Verständnis für diese Maßnahmen haben die vielen Pendler, die berufsbedingt nach Paris einfahren müssen. Die ganzen Maßnahmen verursachen viel Ärger, weswegen Anne Hildago auch den Namen „Notre Drame de Paris“ erhalten hat.

Uns Würzburgern kommt das Ganze irgendwie bekannt vor und wir können mit den Parisern und den Pendlern mitfühlen.

Chartres

Mittwoch, 25. Mai Heute verlassen wir Paris und begeben uns nach Chartres. Für die Fahrt sind etwa zwei Stunden eingeplant. Zu Beginn zeigt sich Verena noch optimistisch, dass wir nicht so lange brauchen werden. Aber da wir die „das authentische Paris“ Fahrt gebucht haben, macht uns der Pariser Stadtverkehr (= überfüllte Straßen) einen Strich durch die Rechnung (hierzu mehr im „Am Pilgerwegesrand: Pariser Straßenverkehr„).

Und so kommen wir wie geplant in Chartres an, das uns bei strahlendem Sonnenschein begrüßt.

Zeit für ein Gruppenfoto! Doch first things first:

Aber jetzt:

Chartres ist vor allem für seine Kathedrale Notre-Dame des Chartres berühmt. Sie gilt als das Urbild der hochgotischen Kathedrale. Mit den hohen Türmen – die aus unterschiedlichen Bauphasen stammen, wie man unschwer erkennen kann – ist sie schon von Weitem erkennbar.

Die Bezeichnung „Gotik“ ist übrigens eigentlich als Verunglimpfung gedacht. Die italienischen Baumeister konnten mit dieser Art zu bauen nichts anfangen. Für sie war das sehr ungebildet, ja barbarisch. Und wer waren die Barbaren? Genau, die Goten. Daher der Name „Gotik“.

Wir beginnen unsere Erkundung an der Westfassade der Kathedrale. Verena erläutert uns sehr anschaulich die Baugeschichte und Bedeutung der einzelnen Gestaltungselemente.

Die Westfassade wurde während eines Brandes fast völlig zerstört. Übrig blieb nur der untere Teil des Portals, der sich dementsprechend auch deutlich von den weiteren Elementen der Fassade unterscheidet. Die Statuen am Westportal stammen aus der Mitte des 12. Jhrdts. Sie sind die ältesten erhaltenen gotischen Statuen.

Das rechte Portal zeigt die Menschwerdung Christi mit der Muttergottes auf dem Thron im oberen Teil, Jesus im Tempel und unten die Geburt Jesu mit Maria im Wochenbett und Christus in der Krippe. So wie die Krippe hier dargestellt wird, erinnert sie zugleich an einen Opferaltar – in der Darstellung der Geburt wird der Opfertod Jesu vorweggenommen.

In der Mitte sehen wir Christus als den Weltenrichter, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten. Darunter sind die zwölf Apostel zu sehen.

Das linke Portal zeigt die Himmelfahrt Christi. Die Darstellung typischer Arbeiten des Jahres sowie der Tierkreiszeichen an den Seiten stellen als Elemente von Zeit und Raum das göttliche Heil in Verbindung zur Welt.

Am Nordportal, das aus dem 13. Jhrdt. stammt, sind Szenen aus dem Alten Testament und aus dem Leben Mariens – als Bindeglied zwischen Neuem und Alten Testament – dargestellt. Die Lage ist bewusst gewählt: So wie im Norden die Sonne nicht scheint und damit kein Licht hinfällt, so waren nach der damaligen Vorstellung auch die Menschen zur Zeit des Alten Testamentes noch nicht vom Licht und vom Heil erfüllt. Gott sei Dank sind wir hier schon um einiges weiter!

Wir sind fasziniert von der Feinheit und dem Detailreichtum der Arbeit.

Wir betreten die Kathedrale durch das nördliche Portal und werden gleich durch den Raum eingenommen. Hier ist ausnahmsweise einmal der Pandemie zu danken. Wären wir wie geplant im Jahr 2020 nach Chartres gekommen, hätten uns Gerüste im Innern erwartet. Nun strahlt uns eine frisch gereinigte Kathedrale entgegen.

Im Zuge der Renovierungsarbeiten wurde festgestellt, dass die Kathedrale im Innern ursprünglich farbig gestaltet war. Diese Farbgestaltung wird nun wieder aufgegriffen – was nicht allen gefällt.

Verena und Domkapitular Bieber erläutern uns die Buntglasfenster. Sie gelten als eines der vollständigsten und am besten erhaltenen Ensembles des Mittelalters.

Die Fenster am Westportal zeigen (von rechts nach links) den Stammbaum Jesu, das Leben Jesu von der Verkündigung bis zum Einzug nach Jerusalem und die Passion Jesu bis zur Auferstehung und der Begegnung mit den Emmausjüngern. Die Rose stellt das Jüngste Gericht dar.

Der Stammbaum Jesu – die Wurzel Jesse
Szenen aus dem Leben Jesu
Christus als Weltenrichter
Die gerechten Seelen in Abrahams Schoss
Der Erzengel Michael mit der Waage und den Seelen, die beim Gericht nicht bestehen.

Im Chorumgang erwartet uns die nächste Besonderheit: In 40 Szenen mit insgesamt 200 Statuen auf einer Länge von rund 100 Metern und einer Höhe von mehr als sechs Metern wird die Heilsgeschichte von der Ankündigung der Geburt Mariens an Joachim bis zur Himmelfahrt Mariens dargestellt. Insgesamt 200 Jahre wurde an diesem Meisterwerk gearbeitet.

In Chartres wird auch der Schleier der Jungfrau Maria verehrt, den diese bei der Verkündigung getragen haben soll. Hierbei handelt es sich um ein Geschenk des byzantinischen Kaisers an Karl den Großen. Diese Reliquie macht Chartres zu einem besonderen Marienwallfahrtsort.

Um die Kathedrale zwischendrin schnell und effizient zu säubern, ist der Boden leicht abschüssig – so konnte das Wasser, das zur Reinigung verwendet wurde, leicht abfließen.

Ein weiteres Wahrzeichen Chartres ist wegen der Bestuhlung im Hauptschiff leider nicht zu sehen: Das Labyrinth von Chartres. Es stammt aus dem 13. Jhrdt. und ist eines des letzten Labyrinthe in einer Kirche. In einer Abfolge von konzentrischen Windungen und Bögen begibt sich der Besucher des Labyrinths auf einer Gesamtlänge von über 260 Metern von außen in das Zentrum des Labyrinths. Für die Menschen des 13. Jahrhunderts war das Labyrinth ein symbolischer Weg, sich beim Durchschreiten allmählich Christus zu öffnen, bevor er ihm am Altar begegnet. Es war zugleich eine Pilgerreise vor Ort, denn eine Reise in das Heilige Land war zu dieser Zeit nicht möglich.

Da wir das Labyrinth unter den Stühlen nur erahnen können, erläutert Domkapitular Bieber anhand einer Darstellung von Sieger Köder die Bedeutung des Labyrinths für den christlichen Glauben.

Eine besondere liturgische Bedeutung hatte das Labyrinth in der Ostervesper. Zu gregorianischen Gesängen durchschritt der Priester in einem bestimmten Tanzschritt das Labyrinth mit einem gelben Ball, den er – in der Mitte angekommen – den Mitfeiernden zuwarf, welche ihn sofort zurückwarfen, was zu einem lebhaften und festlichen Tanz führte. Was für uns heute undenkbar wäre – Tanz in der Kirche – stellte symbolhaft die Auferstehung Christi dar, der im Tod durch die Hölle (das Labyrinth) gehen muss, bevor er über den Tod triumphiert und sein Licht (der gelbe Ball) allen anbietet, die bereit sind, es zu empfangen und damit einen sicheren Weg zum ewigen Leben zu erhalten.

Heute ist das Labyrinth zur Meditation ab der Fastenzeit bis Allerheiligen jeden Freitag geöffnet (außer Karfreitag)

Wir beschließen unseren Rundgang am Südportal, das das jüngste Gericht darstellt. Mittlerweile sind wir recht geübt, die Darstellungen zu deuten.

Nach dem Besuch dieser beeindruckenden Kathedrale ist es Zeit für die Mittagspause.

Hier werden Galettes („deftige“ Crêpes) getestet.

Im Anschluss daran bleibt noch ein wenig Zeit, um die Altstadt dieser schönen Stadt ein wenig zu erkunden, bevor es zurück nach Paris geht.

Das Gemälde an der Hauswand zeigt Jean Moulin, den Präfekten von Eure-et-Loir (mit Chartres als Hauptstadt), der ein wichtiges Mitglied der Résistance während der Besatzung Frankreichs durch die Deutschen im 2. Weltkrieg war. Unter ihm wurde der Widerstand geeint und gestärkt, Moulin wurde 1943 verhaftet und starb nach schwerer Folter an Herzversagen.

Letzte Absprachen vor der Abfahrt

Pariser Stadtansichten

Da der Montmartre nicht weit von unserem Hotel liegt und wir heute noch nicht auf unsere – mittlerweile durchschnittlichen – 18.000 Schritte gekommen sind, nutzen wir das schöne Wetter, um zurück zum Hotel zu flanieren und Paris zu genießen.

Diese Balkone verbindet wohl jeder mit Pariser Stadthäusern. Tatsächlich sind sie gar nicht so häufig, wie man meinen würde. Und logischerweise sind Wohnungen mit Balkonen deutlich teurer als mit Balkonen (wie wir von Verena erfahren haben, zahlt man aktuell in Paris durchschnittlich etwa 15.000 Euro / qm für eine Wohnung…).

In der Hochphase der Pandemie hat sich dies deutlich bemerkbar gemacht, als in Frankreich wegen der hohen Infektions- und Todeszahlen im Frühjahr 2020 ein strenger Lockdown verhängt wurde. Die Menschen durften die Wohnung – abgesehen vom Weg zur Arbeit und für Lebensmitteleinkäufe – nur noch eine Stunde am Tag verlassen und durften sich nur innerhalb eines gewissen Radius‘ bewegen. Entsprechende Bescheinigungen waren bei Kontrollen der Polizei vorzulegen. Bei Verstößen drohten Bußgelder in Höhe von 135,- Euro. Auf dem Land mochte das noch einigermaßen erträglich sein. In einer Stadt wie Paris, in der die Menschen zum Teil in sehr kleinen Wohnungen leben, war es nur schwer auszuhalten. Wohl dem, der in dieser Zeit einen kleinen Balkon hatte, um wenigstens ein bißchen frische Luft schnappen zu können (wobei wohl nicht wenige Pariser durchaus auch mit mehreren „Selbsterklärungen“ unterwegs waren, um die Zeit außerhalb der Wohnung etwas ausdehnen zu können, wie wir von Verena erfahren haben).

Mhm, lecker!

Wir beschließen den Abend in der Bar gegenüber unseres Hotels.

Cimetière de Montmartre

Die Zeit nach dem Spaziergang steht zur freien Verfügung. Einige Parispilger nutzen die Gelegenheit, den Cimetière de Montmartre, den örtlichen Friedhof zu besuchen, auf dem einige prominente Persönlichkeiten begraben sind.

Hector Berlioz
Heinrich Heine

Die Grabinschrift für Heines Frau Augustine Crescende („Mathilde“) mutet aus heutiger Sicht ziemlich schräg an. Dafür entschädigt die Grabinschrift.

???
Jacques Offenbach

Auch jenseits dieser „berühmten“ Gräber ist der Friedhof sehr beeindruckend. Wie eine kleine Stadt in der Stadt. Der Friedhof ist übrigens noch „in Betrieb“ und ein Grab ist, da es sich letztlich um einen ganz normalen Friedhof handelt, auch für „Normalsterbliche“ erschwinglich.

Am Ein- bzw. Ausgang fällt der Blick auf dieses Gebilde: Eine öffentliche Sammelbüchse für die Armen von Paris. Eine gute Sache!

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